Dienstag, 19. Juni 2007

Vom Gehen,Laufen und Folgen

Immer wieder wird gefordert, Christen, insbesondere Pastoren, müssten den Menschen nachgehen. Da ist was dran. In unserer individualisierten Gesellschaft sind Menschen es nicht mehr gewöhnt, dass man sich wirklich für sie interessiert, dass man ihnen zuhört oder dass man ihnen gar nachgeht. Darum ist es wohltuend für Menschen, wenn sie diese Erfahrung machen. Und mancher kennt die Geschichte vom verlorenen Schaf, dem der gute Hirte nachgeht und die anderen dafür vorübergehend zurücklässt (Die möcht ich mal meckern hören, wenn ihr Hirte sich wirklich so verhält!).
Na ja, aber dann gibt es ja auch Schafe, die den Hirten einfach verlassen, weil sie es besser wissen. Der Druck ist zu groß, die Musik gefällt nicht, die Predigten sind zu praktisch oder zu theologisch, zu lang oder zu kurz, zu heftig oder zu soft. Der Kinderdienst gefällt nicht, es wurde Kritik geäußert, man fühlt sich vernachlässigt (siehe oben). Und dann geht man. Nun, hier ist ein freies Land. Jeder kann machen was er will.
Nach der Geschichte mit dem verlorenen Schaf, dem nachgegangen wird, steht die Geschichte vom verlorenen Sohn, dem eben nicht nachgegangen wird. Eigenartig, nicht wahr? Was ist wohl der Unterschied zwischen dem Schaf und dem Sohn? Der Sohn wusste, was er hinter sich ließ. Er hatte Erfahrungen in seinem Vaterhaus gesammelt, er wusste, was er tat. Diesem Sohn wird nicht nachgegangen, in keiner Zeile der Geschichte. Er geht aus freien Stücken. Was wäre denn gewesen, wenn der Vater ihm nachgegangen wäre? Solange Geld vorhanden war, hätte der Sohn den Vater hochmütig abgewiesen, glaubte er doch zu wissen, was gut für ihn ist. Nachdem er Pleite war, hätte ihn das Auftauchen seines Vaters sehr beschämt, er hätte sicher versucht, seine Situation zu verbergen und hätte womöglich nie wieder nach Hause zurück kehren können. Aus der Sicht des Vaters würde das auch kein Nachgehen sondern ein Nachlaufen sein.

Wenn man diese Geschichten auch nicht eins zu eins auf Gemeindearbeit übertragen kann, bleibt eine Erkenntnis. Nachgehen ist nicht das selbe wie Nachlaufen. Nachlaufen ist nicht vorgesehen, nach meiner Sicht im gesamten Neuen Testament nicht.
Insgesamt sollten wir eins klar kriegen: Nachlaufen ist nicht angesagt, nachgehen muss manchmal sein und ist eine gute heilsame Sache. Letztlich aber geht es weder um Laufen noch um Gehen sondern um Folgen. Nachfolge ist das, was Jesus von uns erwartet. Und wenn wir alle Jesus nachfolgten, müssten wir eigentlich auf dem selben Wege sein.

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