Samstag, 3. Mai 2008

Manchmal hab ich's im Kopf

Ich hab’s im Kopf. Hunderte von Liedern aller Art. Am liebsten wache ich mit einem Lobpreislied im Kopf auf. Dann fühle ich mich geborgen und fröhlich.
Heute morgen war es wieder mal ganz anders. Das erste Lied des Tages: „O Bochum , du Perle Westfalens, o Bremen (oder Hamburg, oder München, oder Dresden, gegen wen der Vfl gerade spielt) du hässliches Nest...“ Ein furchtbares Lied, kenn es seit Jahre, habe es aber nie gesungen. Was soll das jetzt? Versuch ich mal ein Loblied „Jesus, du bist König“. Eigentlich möchte ich mir morgens gute Gedanken machen, Gedanken, die mich aufbauen, fröhlich stimmen... und die Gott die Ehre geben, natürlich... „You’re the one that I want, Hu hu hu hu, the one that want.“ Oh nein, nicht das . Nicht „die Wanne ist voll“, ich werde heute nur duschen und will ein vernünftiges Lied im Kopf haben statt der Ohrwürmer, die sich durch durch meine Gehirnwindungen schlängeln. Neuer Versuch: „Groß ist unser Gott, Herr der Ewigkeit“. Gleich geht der Wecker. Welch eine CD wohl drin ist? Country, glaube ich: „Ruby, don’t take your love to town.“ Das darf ja wohl nicht wahr sein! Nicht mal drei Minuten kann ich mich konzentrieren und das am frühen Morgen.
Herr, ich möchte mich nicht ablenken lassen, möchte Dich loben, den Tag vorbereiten, was willst du mir heute sagen?
Wie hieß noch der Typ von dem ich das Bochum-Lied kenne? Hat mir nicht jemand erzählt, dass er vor kurzem einen Herzinfarkt hatte? Richtig. Vielleicht ist es an der Zeit, mal für ihn zu beten?
„You’re the one that I want.“ Ist es das, was mir Gott heute zu sagen hat? Mich möchte er? Ich bin Ihm wichtig? Das lass ich mir gerne sage, das macht mich ganz heiter und gelassen.
Ich brauch‘ nicht losziehen und nach irgend was suchen, ich hab‘ schon, was ich brauche: Ich muss weder meine Liebe zum Markt tragen noch muss ich Gott beweisen, dass ich ihm die Ehre gebe.
Er kennt mich, er liebt mich und er spricht zu mir, nicht nur in frommen Liedern. Manchmal eben auch mit dem Fundus, den ich im Kopf habe.

Donnerstag, 1. Mai 2008

Von Rosen und Orchideen

Die Orchideen sind nun fast verblüht. Seit immerhin fast einem Monat zieren sie das Wohnzimmer. Ein Freund hatte sie mitgebracht aus dem fernen Singapur, wo er lebt und arbeitet. Eine betörende Pracht, die viel mehr auslöst als Bewunderung. Eine Tiefe Freude ob der Schönheit dieser Gewächse und ob der Liebe, die sie symbolisieren sollten.
Und dann war da noch die Rose. Eine einzelne langstielige Rose in gelb mit schmalen orangenen Rändern an den Blütenblättern. Viele ihrer Art waren verteilt worden an die Ehefrauen derer, die ein Jubiläum feiern durften. Ein Zeichen der Wertschätzung.
Gemeinsam mit den Orchideen überstand sie die Fahrt, nur weinige Kilometer. Allerdings erwiesen sich die zarten Orchideen, die schon etliche Flugstunden hinter sich gebracht hatten, als robuster. Jedenfalls erschien das so auf den ersten Blick.
Bereits als die Rose nach frischem Anschnitt in die Vase gestellt wurde, ließ sie die Blätter hängen. Das Grün erholte sich auch nicht mehr und so fielen die Blätter bald ab. In Anbetracht der Schönheit der Blüte, die sich trotzend hielt, blieb die Rose an ihrem Ort und wurde nicht entfernt.
Als dann die Blüte langsam anfing einzutrocknen wurde etwas erstaunliches offenbar: An den Stellen, an denen die Blattstiele gesessen hatten, trieb das Holz erneut aus. Kleine lichtgrüne Blättchen zeigten sich. So stand die Rose weiter da, obwohl ihre Blüte nun langsam aber sicher vertrocknete.
Inzwischen sind aus den zarten Trieben kräftige junge Zweiglein geworden. Vermutlich haben sich im Untergrund Wurzeln gebildet. Sollte das so sein, dann bekommt die Rose einen Ehrenplatz auf unserem Balkon. Als Gleichnis sozusagen:
Manches geht im Laufe der Zeit verloren. Vielleicht aus Unachtsamkeit, vielleicht aus Stress, meistens weiß man nicht genau warum. Aber darunter ist etwas neues entstanden, etwas kräftiges, lebensbejahendes. Wenn wir es erkennen, werden wir es nicht mehr vermissen wollen.
Dei Orchideen sind fast verblüht. Wie es mit der Rose weiter geht, werden wir sehen.