Donnerstag, 1. Mai 2008

Von Rosen und Orchideen

Die Orchideen sind nun fast verblüht. Seit immerhin fast einem Monat zieren sie das Wohnzimmer. Ein Freund hatte sie mitgebracht aus dem fernen Singapur, wo er lebt und arbeitet. Eine betörende Pracht, die viel mehr auslöst als Bewunderung. Eine Tiefe Freude ob der Schönheit dieser Gewächse und ob der Liebe, die sie symbolisieren sollten.
Und dann war da noch die Rose. Eine einzelne langstielige Rose in gelb mit schmalen orangenen Rändern an den Blütenblättern. Viele ihrer Art waren verteilt worden an die Ehefrauen derer, die ein Jubiläum feiern durften. Ein Zeichen der Wertschätzung.
Gemeinsam mit den Orchideen überstand sie die Fahrt, nur weinige Kilometer. Allerdings erwiesen sich die zarten Orchideen, die schon etliche Flugstunden hinter sich gebracht hatten, als robuster. Jedenfalls erschien das so auf den ersten Blick.
Bereits als die Rose nach frischem Anschnitt in die Vase gestellt wurde, ließ sie die Blätter hängen. Das Grün erholte sich auch nicht mehr und so fielen die Blätter bald ab. In Anbetracht der Schönheit der Blüte, die sich trotzend hielt, blieb die Rose an ihrem Ort und wurde nicht entfernt.
Als dann die Blüte langsam anfing einzutrocknen wurde etwas erstaunliches offenbar: An den Stellen, an denen die Blattstiele gesessen hatten, trieb das Holz erneut aus. Kleine lichtgrüne Blättchen zeigten sich. So stand die Rose weiter da, obwohl ihre Blüte nun langsam aber sicher vertrocknete.
Inzwischen sind aus den zarten Trieben kräftige junge Zweiglein geworden. Vermutlich haben sich im Untergrund Wurzeln gebildet. Sollte das so sein, dann bekommt die Rose einen Ehrenplatz auf unserem Balkon. Als Gleichnis sozusagen:
Manches geht im Laufe der Zeit verloren. Vielleicht aus Unachtsamkeit, vielleicht aus Stress, meistens weiß man nicht genau warum. Aber darunter ist etwas neues entstanden, etwas kräftiges, lebensbejahendes. Wenn wir es erkennen, werden wir es nicht mehr vermissen wollen.
Dei Orchideen sind fast verblüht. Wie es mit der Rose weiter geht, werden wir sehen.

Keine Kommentare: